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Von Anbeginn der
Geschichte begehrte der Mensch, sich mit wunderschönen Gegenständen zu
umgeben. Dieses Bedürfnis nach Schönheit, um nicht die magisch-religiöse
Funktion zu vergessen, wurde zum Grundstein der Kunst. Allein schon der
Begriff der Schönheit ist sehr komplex und kann auf vielen Ebenen
betrachtet werden. Die Vorstellung davon, was schön ist und was nicht,
unterlag im Verlauf der Jahrhunderte unablässigen Veränderungen. Man
braucht nur nach der Kunstgeschichte zu greifen. In der Antike und
Renaissance wurde Schönheit als ein Streben nach Harmonie,
Vollkommenheit, ideal ausgewogenen Proportionen angesehen. Der Barock
suchte die Schönheit geradezu im Gegenteil, in expressiven
herausbrechenden Formen mit starkem Licht- und Schatten-Kontrast,
ausgebauter Komposition voller Bewegung und Dynamik. Die aufgeführten
Beispiele machen uns bewusst, dass das Empfinden von Schönheit sich mit
dem Laufe der Zeit umformte. Die folgenden Generationen kreierten neue
Vorgaben. Gibt es heute, in der Zeit der allgemeinen Oberflächlichkeit
und Massenhaftigkeit, noch Platz für Schönheit? |
In der
modernen Kunst scheint es, als ob die Schönheit wie ein überflüssiger
Ballast abgeworfen worden sei oder vernichtet, indem sie Kitsch bzw.
deviative Ausdruckskraft streift, und falls sie schon in Erscheinung
tritt, dann bestimmt nicht im Vordergrund. Heutzutage will die Kunst vor
allem zum Denken anregen, schockieren, aufregen, doch wie oft fehlt es
ihr leider an lesbarer Form. Kunst ist heute nicht selten nur Spaß, eine
soziologische Erfahrung, ein Spiel mit dem Publikum, in dem
Exhibitionismus und gegenseitige heimliche Beobachtung dominieren. Kann
man sich darüber entrüsten, wenn man annimmt, dass Schönheit gar nicht
existiert oder, um es behutsam zu sagen, nur Geschmackssache ist? |
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Und dennoch sollte die
Kunst, außer dem Erweitern der Horizonte, den Menschen auch beseelen,
bereichern, ihn bewusster und somit besser machen. Man sollte dabei
jedoch nicht vergessen, dass die Schönheit ihren Ausdruck nicht nur in
der Harmonie der antiken Proportionen, sondern auch durch expressive,
scheußliche, scharfe, brutale Formen findet. Sogar „hässliche“ Bilder
können diese Funktion des Wegweisers erfüllen. Eine unabdingbare
Bedingung dafür ist nicht so sehr eine suggestive, volle und perfekte
Form, die ermöglicht, dass die Intentionen des Künstlers jederzeit und
überall lesbar sind. Unzulässig ist hingegen, dass das Verständnis des
Werkes nur in Verbindung mit einer Erläuterung des Künstlers oder eines
Kunstkritikers möglich ist. In solch einer Situation reicht schon allein
der Kommentar.
In der
modernen bildenden Kunst drückt sich Schönheit in einer dem Inhalt
angemessenen bildhaften Sprache aus. Im Verständnis hat dieser Begriff
immer einen fundamentalen Platz in der Kunst.
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